Quantcast
Channel: Der Lehrerblog des Sparkassen-SchulService » selbsttätiges Lernen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Aufschieben – Ein Alltagsphänomen

0
0

Nicht nur in der pädagogisch-psychologischen Forschung, sondern auch im populärwissenschaftlichen Bereich (Zeitschriften, Internetbeiträge, etc.) verbreitet sich der Begriff „Prokrastination“ – teils neckisch, teils ernst auch „Aufschieberitis“ genannt – immer mehr. Das Problem des Aufschiebeverhaltens kann in beliebigen Alltagsbereichen gefunden werden. So verlegt vermutlich jeder hin und wieder einmal eine Tätigkeit auf den nächsten Tag und zieht stattdessen andere Beschäftigungen vor.
Doch vor allem Studierende und Schüler scheinen stark von der Prokrastination betroffen zu sein: Jeder zweite Lernende schiebt Hausarbeiten oder Prüfungsvorbereitungen bis zum letztmöglichen Zeitpunkt auf und gibt unwichtigeren, aber leichter oder schneller zu erledigenden Dingen den Vorrang. Während die einen kaum Probleme damit zu haben scheinen, regelmäßig und strukturiert zu lernen, zögern andere Arbeitsbelastungen wiederholt hinaus. In der heutigen Zeit ist vor allem die Ablenkung durch das Surfen im Internet und das soziale Netzwerken ein Problem, von dem oft berichtet wird.

 

Ursachen erkennen

Doch welche Zusammenhänge spielen bei der Prokrastination eine Rolle? Warum kommt es so oft zum Phänomen des Aufschiebens? Hier gilt es vor allem Ursache und Symptom zu hinterfragen.
Wenn das Aufschiebeverhalten von Lernprozessen zum Dauerzustand wird, leiden die meisten der betroffenen Personen stark darunter. Oft liegt die Ursache darin, dass Lernende mit der Erwartung an eine hohe Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit im Bezug auf Lerninhalte einer zu großen Herausforderung gegenüberstehen. Das Aufschiebeverhalten führt dabei insgesamt zu schlechteren Lernergebnissen und steht in Zusammenhang mit motivationalen Problemen, selbstbezogenen Unsicherheiten über die eigenen Fähigkeiten und ineffektiven Lernstrategien. Außerdem kommt es zu einem höheren Stresslevel, allgemeiner Unzufriedenheit sowie negativen Einstellungen gegenüber dem Lerninhalt. Weil das wiederum Ursache für erneutes Aufschieben von wichtigen Tätigkeiten sein kann, wird der Lernende schnell in einem regelrechten Teufelskreis gefangen.

 

Wie Lehrende gezielt eingreifen können

In vielen Fällen werden Lernprozesse durch das Aufschieben gestört, weil die Fähigkeit zur Selbstregulation nicht gegeben ist. Forschungsbefunde deuten jedoch darauf hin, dass das selbstregulierte Lernen gut unterstützt werden kann. Zum Beispiel wird das Lernverhalten durch Feedbackverfahren günstig beeinflusst, da die Lernenden nach einer Erfolgs- beziehungsweise Misserfolgsrückmeldung zum Reflektieren angeregt werden und sie sich daraufhin bewusst werden, dass sie ihre Lernprozesse besser steuern könnten.
Die Rückmeldung zu einem Lernprozess ist dabei auf verschiedene Arten möglich und wird von Lehrpersonen mehr oder weniger strukturiert praktiziert. Doch als erfolgsversprechend stellten sich hauptsächlich grafische Methoden heraus. So führte der Einsatz eines Diagramms, das für verschiedene Prokrastinationsstufen jeweils farbig hinterlegt war und den Lernenden ihr eigenes Verhalten aufzeigte, zu einer deutlichen Verbesserung des Lernverhaltens. Personen, die regelmäßig prokrastinierten, verbesserten ihr Verhalten bereits nach drei Wochen.

prok

Beispiel für eine Feedbackgrafik in der zweiten Woche

Demnach kann die Intervention mit farbigen Diagrammen ein nützliches Instrument zur Prävention des Aufschiebeverhaltens sein und in sämtlichen Lehr- und Lernumgebungen, beispielsweise der Schule, der Universität, aber auch unternehmensinternen Weiterbildungsmaßnahmen gewinnbringend eingesetzt werden.

 

 


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Latest Images

Trending Articles





Latest Images